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Salvatore Princi, Kommunikationstraining

Small Talk: So kommst du mühelos ins Gespräch.

Aktualisiert: 5. Feb.


Small Talk: 4 bewährte Ansätze, wie du mühelos ins Gespräch kommst.

Ja, ich weiss: Die einen sagen, Small Talk wird überbewertet. Andere hingegen behaupten, Small Talk ist Big Talk.


Ich zähle mich zu Letzteren.


Das «Small» in Small Talk wird oft unterschätzt. Es bezieht sich nicht auf die Bedeutungslosigkeit der Konversation, sondern vielmehr auf die feinen und kleinen Zwischentöne. Es beschreibt die Kunst, durch leichte und unverfängliche Themen eine Brücke zu anderen Menschen zu bauen. Small Talk ist wie das sanfte Anklopfen an einer Tür – ein behutsamer erster Schritt zur Kommunikation, der den Weg für tiefere Gespräche ebnen kann.


Und weil er oft der Startpunkt für bedeutsame Verbindungen ist, kann aus dem «Small» schnell mal ein «Big» Talk werden. Viele lebenslange Freundschaften, erfolgreiche Geschäftspartnerschaften und sogar romantische Beziehungen beginnen mit einem scheinbar belanglosen Austausch über das Wetter, die Lieblingsfarbe oder das neuste Hundefutter.


Trotzdem bedeutet Small Talk für viele von uns Stress. Wir fürchten peinliche Gesprächspausen, sorgen uns darum, uninteressant zu wirken oder haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Diese Unsicherheit kann lähmend wirken und uns daran hindern, auf andere Menschen zuzugehen.


Hier sind vier Fehler, die jeder von uns beim Small Talk vermeiden kann. Diese scheinbar harmlosen Stolpersteine können den Gesprächsfluss ins Stocken bringen und potenzielle Verbindungen im Keim ersticken. Oft begehen wir sie unbewusst, getrieben von Nervosität oder dem Wunsch, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Aber mit ein wenig Aufmerksamkeit und Übung lassen sich diese Fallstricke leicht umgehen und verwandeln sich in Chancen für bereichernde Gespräche.



1) Vermeide es, beim Small Talk geschlossene Fragen zu stellen.


Geschlossene Fragen, die man nur mit «ja», «nein» oder «vielleicht» beantworten kann, können beim Kennenlernen problematisch werden. Zugegeben, James Bond macht das andauernd: «Spielen Sie gerne ... Spiele?» Aber für alle, die nicht James Bond heissen, gilt: Wenn du in einer frühen Phase des Kennenlernens – privat oder geschäftlich – geschlossene Fragen stellst, kannst du damit dein Gegenüber schnell in Verlegenheit bringen.


Nehmen wir an, du fragst bei einer geschäftlichen Veranstaltung eine fremde Person: «Hat Ihnen die Präsentation gefallen?»


Auf den ersten Blick scheint das eine harmlose Frage zu sein – doch das ist sie nicht unbedingt. Ohne klaren Kontext zur Beziehung zwischen dir und der Person, die präsentiert hat, ist es schwer, deine Intention richtig einzuschätzen. Bist du der Chef, ein Kollege, ein Bekannter – oder vielleicht gar nichts davon?


Was passiert, wenn dein Gesprächspartner ehrlich sagt, dass ihm die Präsentation nicht gefallen hat – und du dich dann als Vorgesetzter des Referenten entpuppst? Ohne zu wissen, warum du die Frage stellst, kann es schwierig sein, eine angemessene Antwort zu finden. Dein Gegenüber fühlt sich möglicherweise unter Druck gesetzt, entweder mehr zu sagen oder gar nichts, weil unklar ist, was du eigentlich hören möchtest.


Eine geschlossene Frage wie diese kann schnell herausfordernd wirken und den Eindruck vermitteln, dass du die Kontrolle über das Gespräch übernehmen oder es in eine bestimmte Richtung lenken willst. Das kann verunsichern – und genau das solltest du beim Small Talk vermeiden.


Offene Fragen sind für Small Talk deutlich besser geeignet als geschlossene. Sie lassen sich nicht mit einem einfachen «ja» oder «nein» beantworten, sondern laden zu ausführlicheren Antworten ein. So entsteht ein echter Austausch, bei dem dein Gesprächspartner die Freiheit hat, seine Gedanken zu teilen – und genau das macht ein Gespräch lebendig.


Es gibt viele Möglichkeiten, offene Fragen zu stellen, doch in den meisten Fällen reicht es, wenn du dich auf «Wie?» und das «Was?» konzentrierst. Damit kannst du fast alles erfragen, ohne dass dein Gegenüber sich unter Druck gesetzt fühlt.


Ein Beispiel:


Anstatt zu fragen: «Sind Sie alleine hier?» könntest du lieber fragen: «Was führt Sie zu dieser Veranstaltung?»


Diese Frage gibt dir nicht nur einen besseren Einblick in die Hintergründe und Interessen deines Gesprächspartners, sondern sorgt auch für eine entspannte Gesprächsatmosphäre. Dein Gegenüber kann selbst entscheiden, wie ausführlich die Antwort ausfällt, ohne das Gefühl zu haben, sich rechtfertigen zu müssen. Ausserdem wirkst du dadurch nicht wie jemand, der aufdringlich oder unangemessen neugierig ist.


Aber Achtung: Nicht jede offene Frage ist automatisch eine gute Frage!



2) Vermeide Fragen, die Vorwissen voraussetzen.


Stell dir vor, du bist immer noch an diesem geschäftlichen Anlass und nippst entspannt an deinem Glas. Jemand, der sich dir gerade erst vorgestellt hat, konfrontiert dich nun mit folgender Frage: «Wie beurteilen Sie die Korrelation zwischen den Leitzinsänderungen der EZB und den Schwankungen des Baltic Dry Index im Kontext der aktuellen geopolitischen Spannungen?»


WTF?!?


Bei einer solchen Frage schnappst du dir blitzschnell noch ein weiteres Glas vom Tablett des vorbeihuschenden Kellners, kippst es hastig hinter die Binde und lässt deine Augen panisch durch den Raum gleiten, auf der verzweifelten Suche nach einem bekannten Gesicht.


Ich gebe zu, diese Frage erscheint vielleicht etwas übertrieben. Aber ich denke, du hast die Stossrichtung erfasst.


Wenn du nicht willst, dass  jemand in Verlegenheit kommt, dann solltest nur Fragen stellen, die weder «richtig» noch «falsch» beantwortet werden können. Also zum Beispiel: «Was halten Sie von den aktuellen Trends in unserer Branche?». Diese Frage ist weit genug gefasst, um deinem Gegenüber Raum für verschiedene Ansichten und Erfahrungen zu geben, ohne dass spezifisches Fachwissen vorausgesetzt wird.


Beim Small Talk sollen alle Beteiligten leicht mitreden können, ohne das Gefühl zu haben, auf die Probe gestellt zu werden. Wenn du Fragen stellst, bei denen es kein «richtig» oder «falsch» gibt, schaffst du eine entspannte Zone, in der dein Gegenüber frei antworten kann, ohne Angst haben zu müssen, sich zu blamieren.


Damit zeigst du Respekt und Wertschätzung für dein Gegenüber. Es wird deutlich, dass dir daran gelegen ist, ein echte Verbindung herzustellen und nicht, jemanden in eine schwierige Lage zu bringen oder dich selbst ins Rampenlicht zu stellen.



3) Vermeide es, das Gespräch auf dich selbst zu lenken.


Schon klar. Du bist nicht nur Olympiasieger im 100m Freistil, sondern schwimmst nebenbei mit Haien um die Wette. Zeitbomben entschärfst du mit verbundenen Augen, und bei deinem letzten Dschungeltrip in Südamerika hast du eine Anakonda mit der Zahnseide erdrosselt. Dein Anekdotenschatz ist so gewaltig, dass selbst deine Urenkel noch Jahrzehnte später die Augen verdrehen werden. Kein Wunder also, dass dein Freundeskreis so umfangreich ist wie deine Bescheidenheit.


Ein häufiger Fehler, den viele machen, ist, dass sie das Gespräch unbewusst auf sich selbst fokussieren. Das geschieht oft in Form von «Ich-bezogenen» Fragen oder Aussagen. Beispielsweise: «Ich habe kürzlich an einem spannenden Projekt gearbeitet. Woran arbeiten Sie gerade?» Auch wenn das auf den ersten Blick eine freundliche und offene Frage zu sein scheint, schiebt sie dein eigenes Erlebnis in den Vordergrund und lässt das Gespräch um dich kreisen. Das schreit förmlich danach, dass du unbedingt selbst von deinem Projekt erzählten willst. Das geschieht nicht selten bei Menschen, die ein unstillbares Bedürfnis haben, ihre Expertise oder ihr Wissen zur Schau zu stellen. Und gerade ein solches Verhalten wirkt schnell als belehrend oder sogar herablassend.


Lass das sein. Fokussiere deine Energie lieber darauf, Fragen zu stellen, die dein Gegenüber in den Mittelpunkt rücken.


Es gibt eine berühmte Anekdote über eine englische Lady, die das Vergnügen hatte, mit den beiden politischen Schwergewichten William Gladstone und Benjamin Disraeli zu dinieren. In der gehobenen Gesellschaft der viktorianischen Zeit war es üblich, bei formellen Abendessen die Gesprächspartner während der einzelnen Gänge zu wechseln. Während eines Gangs unterhielt man sich mit dem Tischnachbarn zur linken Seite, beim nächsten Gang mit der Person zur rechten Seite. Als die Lady später gefragt wurde, wie es war, mit diesen beiden Politikern zu speisen, antwortete sie: «Nach dem Gespräch mit Mr. Gladstone war ich überzeugt, dass er der klügste Mensch in England ist. Doch nachdem ich mich mit Mr. Disraeli unterhalten hatte, fühlte ich mich als die klügste Frau Englands.»


Menschen fühlen sich wertgeschätzt und respektiert, wenn sie merken, dass jemand wirklich an ihnen interessiert ist. Du willst echtes Interesse an der anderen Person zeigen, um ihre Perspektiven, Erfahrungen und Meinungen in den Fokus zu stellen und sie zum Reden zu ermutigen. Stelle Fragen, die vollständig auf dein Gegenüber ausgerichtet sind und ihm oder ihr die Bühne geben.


Damit gibst du der Person die Gelegenheit, sich auszudrücken und etwas Persönliches zu teilen. Das schafft eine Verbindung und lässt dein Gesprächspartner sich gehört und wertgeschätzt fühlen. Gleichzeitig erfährst du mehr über den Mensch, was dir nicht nur hilft, das Gespräch weiterzuführen, sondern auch eine tiefere berufliche Beziehung aufzubauen. Die neue Bekanntschaft wird sich daran erinnern, dass du zugehört und echtes Interesse gezeigt hast, was die Grundlage für langfristige, positive berufliche und private Beziehungen bildet.



4) Vermeide Fragen, die potenziell negative Emotionen auslösen.


Negative Emotionen können ein Gespräch schnell in eine unangenehme Richtung lenken und die Stimmung drücken. Wenn du Fragen stellst, die unangenehme oder schwierige Themen ansprechen, wie z.B. Konflikte, Stresssituationen oder Misserfolge, kann das dazu führen, dass sich dein Gegenüber unwohl fühlt. Das Gespräch wird möglicherweise kurz und angespannt, anstatt fliessend und locker.


Halte das Gespräch positiv und leicht. Small Talk soll eine entspannte, angenehme Atmosphäre schaffen, in der sich alle Beteiligten wohlfühlen.


Vermeide es, schwierige oder problematische Themen anzusprechen. Eine Frage wie «War das Projekt nicht ziemlich stressig?» mag vielleicht gut gemeint sein, könnte aber dennoch negative Emotionen hervorrufen, die das Gespräch belasten.


Wähle lieber Fragen, die den Fokus auf positive Aspekte legen und Raum für angenehme Antworten bieten. Anstatt auf den Stress oder die Schwierigkeiten einzugehen, könntest du fragen: «Was war für Sie das Highlight des Projekts?» oder «Worauf sind Sie besonders stolz?» Diese Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf positive Erfahrungen und Erfolge, was das Gespräch in eine optimistische und erfreuliche Richtung lenkt.


Denk daran: Small Talk ist belanglos und wegweisend zugleich. Die Worte mögen zwar verfliegen, der Eindruck jedoch bleibt. Menschen vergessen, was du gesagt hast. Aber sie werden niemals vergessen, wie sie sich in deiner Gegenwart gefühlt haben. So wie bei der englischen Lady: «... nach dem Abendessen mit Mr. Disraeli, nun, da fühlte ich mich als die klügste Frau in England.»


Daher solltest du versuchen, dich an diese vier Punkte zu halten:


  1. Stelle offene Fragen.

  2. Stelle Fragen, die kein Vorwissen voraussetzen.

  3. Stelle dein Gegenüber in den Mittelpunkt.

  4. Halte es positiv und leicht.



 

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